HH Dechant Mathias Wieshofer 1752-1819 

                                            Der Retter in der tiefsten Not (Mai 1809)

                                     Mathias Wieshofer 1752-1819

                                      Dechant von St.Johann und

                    Oberfeldkaplan von Johann Jakob Stainer   (1805)

 

Mathias Wieshofer wurde 1752 als eines von 12 Kindern in Kössen geboren. Sein gleichnamiger Vater, der dortige Kupferschmied ermöglichte Ihm unter großen Entbehrungen das Theologie Studium in Stifte Herren Chiemsee sowie in München und Trient. Seine umfassende Ausbildung zur Lehrtätigkeit, und seine umfassende Bildung in lebenden und toten Sprachen erhielt er in Freiburg, beim dortigen Jesuitenorden. 1772 trat er dem Jesuitenorden bei, und wurde in Freiburg in den Orden aufgenommen. 1773 wurde der Jesuitenorden in Bayern aufgehoben und  verboten. So ging Wieshofer wieder in die Heimat zurück. In Salzburg hielt er im beisein des letzten Chiemseeer Bischofs Siegmund Christoph Graf von Zeil in der Kirche von St. Loretto seinen ersten Gottesdienst ab. 1781 kam er als Koadjutor nach Hopfgarten, so begann seine Seelsorgerische Laufbahn, außerdem bekleidete er noch den Posten eines k.u.k. Schulvistitators für die Gerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel, am 23. Dez. 1783 wurde zum Dechant von St. Johann in Tirol ernannt ,dazu gehörten auch die Pfarren Kirchdorf, Brixen, Hopfgarten, St. Ulrich,  Söll , Kitzbühel und Reiterwinkl. Er diente unter den Bischöfen von Chiemsee, Brixen, Freising und später von Salzburg.

 Zu seinen engsten Freunden und Gleichgesinnten gehörten die Schützenhauptleute wie Johann Jakob Stainer, Rupert Wintersteller, Josef und Georg Reischer und der Jochberger Wirt Anton Oppacher.

1799 erhielt auf sein einwirken der damalige St. Johanner Schützenhauptmann Feller die Goldene Ehrenmedailie des Kaisers, für seine Verdienste bei der Verteidigung der Tiroler Südgrenze, verliehen. Die damit verbundenen 50 Gulden spendete Feller zur Einrichtung eines Jahrtages für die gefallenen Schützenkameraden.

Da er gezwungen war, die von Kaiser Josef II befohlenen Kirchenreformen umzusetzen. War er die erste Zeit sehr unbeliebt, und umstritten. Frauen die sich mit der neuen Kirchenordnung nicht abfinden wollten, bezeichneten Ihn als Antichristen, und bewarfen ihn mit Ihren Rosenkränzen.

 Das änderte sich erst als die Steuerlast durch die unaufhörlichen Kriege immer erdrückender wurden, und die Einquartierungen durch die österr. Armee taten ihr übriges. Die Einheimische Bevölkerung verarmte zu sehens, und fand Trost und Beistand bei ihren Dechant. Das Dechanatshaus in St. Johann wurde zur Zufluchtstätte der Armen und Bedürftigen.

Diese Mildtätigkeit und Hilfe für die Armen und Kranken verhalfen Wieshofer zu großen Ansehen bei der Bevölkerung. Jedoch nahmen auch sehr hoch stehende Persönlichkeiten bei diesen gebildeten Mann Quartier zB. Kaiserin Marie Luise mit dem Herzog von Reichstadt (Sohn Napoleons), sowie die Kaiserin von Russland, und Kaiser Franz I der ihm 1803 die goldene Ehrenmedailie für seine Verdieste für Staat und Kirche verlieh.

 Wieshofer war auch ein großer Patriot und Freiheitskämpfer in der Schlacht am Bodenbühel im Jahre 1800 beteiligte sich Wieshofer an der Seite seines Destriktoberkommandanten Joh. Jakob Stainer als Oberfeldkaplan der Tiroler Schützen an der Schlacht.

Im Jahre 1805 war er ebenfalls an der Seite seines Freundes Wintersteller an der siegreichen Schlacht am Pass Strub beteiligt.

 Dies brachte Wieshofer, bei den Bayern den Ruf eines Volksverhetzers und Rebellen ein. Als im Jahre 1806 Tirol, bayrisch wurde und in St. Johann Das Getreide und Nachschubszentrum für die französisch Bayrische Armee eingerichtet wurde, prangerte Wieshofer oft die Verfehlung und Gottlosigkeit der Besatzer an. Er beugte sich jedoch der Staatsgewalt und hielt sich an die Vorgaben der Bayern, deshalb durfte er im Amt bleiben.

 Dechant Wieshofer im Freiheitskampf 1809

 Da er über gute Kontakte zum österr. Kaiserhaus verfügte, nahm Wieshofer eine Schlüsselrolle in den Vorbereitungen des Volksaufstandes von 1809 ein. Über ihn liefen die Informationen zu den einzellnen Schützenkompanien. Als sich nun der Wiederstand 1809 formiert hatte und im April 1809 die Bayrischen Besatzer aus Tirol vertrieben wurden.

mahnte er jedoch zur Besonnenheit und verhinderte Übergriffe an gefangenen bayrischen Soldaten sowie Beamten und Richtern. Die während der bay. Besetzung ihr Unwesen in Tirol trieben, und sich den Hass der Landbevölkerung zugezogen hatte.

 Als jedoch die Bayern und Franzosen am 11. Mai 1809 wieder am Pass Strub standen, und die Tiroler Schützen unter Oppacher die bayrischen Angreifer nach 9 stündiger harter Schlacht, leider der Übermacht weichen mussten. Brach das große Unheil über die Dörfer nach der Grenze herein Waidring, Erpfendorf, Kirchdorf wurde geplündert, und ein Raub der Flammen 110 Giebel brannten und davon über 43 Höfe. Der gesamte Besitz von Wintersteller wurde niedergebrannt. (3 große Gasthäuser, mehrere Landwirtschaften insgesamt 13 Dächer).

Die bay. Offiziere verloren die Kontrolle über Ihre Männer, und die wiederum zogen mordend und plündernd durch die Dörfer. So berichtet der Pfarrvikar von Waidring Stefan Prantner :“Es sind Fälle bekannt wo schwangeren Frauen die Bäuche aufgeschlitzt wurde, und mit samt ihren daneben stehenden  Kind getötet wurden, und das heilige Öl unserer Kirche zum Schuhputz verwendet wurde.  Frefel und Mordbrennen so weit das Auge reicht. Jedenfalls fanden in Waidring und Kirchdorf  über 100 Ziwilisten den tot, die in einem Massengrab beigesetzt wurden, Schützen oder jüngere Männer wurden sofort getötet, Frauen vergewaltigen und getötet. Der Viertelschreiber von Kirchdorf schreibt:“ Die Franzosen begnügen sich mit plündern, doch die Bayern unsere Brüder sind schlimmer als die Türken, und die Hunnen, wahre Teufel in Menschengestalt. Sie töten sogar die Alten und Lappen aus reinem Vergnügen, auch unsere Blessierten im Spitale schlachten sie. Wir waren zu den bayrischen Gefangenen immer anständig, wir teilten mit ihnen unser Essen, und kauften ihnen Brot von unserem Geld, und Sie töten aus Spaß unsere Kinder.“

 Nun bemerkte man den der Rauch, und das Kriegsgeschrei auch in St. Johann. Die ersten Häuser in der Umgebung von St. Johann brannten schon. Da fasste sich Wieshofer ein Herz und stellte sich General Wrede entgegen. Als dieser Wieshofer sah, befahl er seinen Leuten mit den Worten.

 „ Verfluchter Pfaff, du bist auch ein solcher Volksverführer, knie nieder-  schießt ihn.

Ihn zu töten

Gott ergeben kniete sich Wieshofer nieder, und schrie Wrede auf französisch entgegen „Nehmt mich, aber verschont unser Dorf“  In diesem Augenblick stürmt der Oberbefehlshaber Marschall Lefebvre herbei, und sieht das schreckliche Schauspiel. Er befielt den mutigen Dechant zu ihm, und lässt im die Ketten lösen. Wieshofer bittet nun Lefebvre auf besten französisch, um die Schonung von St. Johann, und er werde schon sehen. Dieser Krieg ist nur mit Güte zu gewinnen, sonst werde es kein Ende des Mordens geben. Der französische Marschall lies sich nun erweichen und gab Befehl die brennenden Häuser in der Umgebung des Gasthof Bären zu löschen, dann nahm er Quartier bei Wieshofer im Dechanathof. Wo er gut umsorgt wurde, und sich von Wieshofer bewirten lies.

So blieb St. Johann eine Feuersbrunst erspart, jedoch die Plünderung  konnte der mutige Dechant nicht verhindern. Auf der Suche nach Oppacher wollte Gen. Wrede einige bayrische Kompanien nach Kitzbühel und Jochberg schicken, und falls er sich nicht freiwillig stellen würde, sollte Kitzbühel und Jochberg den Erdboden gleichgemacht werden. Da Wieshofer Oppacher jedoch als Ehrenmann beschrieb, der die bayrischen Gefangenen gleich behandelte  wie seinen eigenen Männer, und verwundete Bayern die beste Versorgung zukommen lies die zur Verfügung stand. Darauf hin verschob Wrede die Jagt auf Oppacher, und Kitzbühel und Jochberg blieben verschont, und die schon befohlene Hinrichtung Oppachers wurde ausgesetzt.

 Wintersteller der sich in den umliegenden Bergen mit seinen Getreuen verschanzt hatte, und erneut zuschlagen wollte, wurde von Wieshofer gewarnt er solle sich zurückziehen und auf den richtigen Zeitpunkt warten, der sicher noch kommen würde. Momentan würde er in eine Falle laufen, die den sicheren Tot bedeuten würde. So entging Wintersteller und Reischer der Gefangennahme. Stainer war mit seiner Familie nach St. Ulrich geflohen, und verbarg sich dort, jedoch wurden seine Besitzungen in Waidring arg in Mitleidenschaft gezogen.

  So rettete ein Priester einen Großteil der Freiheitskämpfer des Gerichts Kitzbühel das Leben.

Als sich Wintersteller im Oktober 1809 wiederum anschickte den Kampf erneut aufzunehmen. Flehte Wieshofer die in St. Johann versammelten Sturmkompanien an. Die Waffen zu verstecken, und nach Hause zu gehen. Er sollte Recht behalten, nach der Niederlage Hofers am Berg Isel, wäre dieses erneute Opfer umsonst gewesen. Wieshofer ermöglichte darauf hin die Flucht Winterstellers nach Österreich und erwirkte auch wieder seine Rückkehr. Nach der Hinrichtung Hofers am 20.Feb. 1810 tröstete Wieshofer, das in Argonie und Hoffnungslosigkeit verfallene Landvolk, ganz besonders bedurfte Wintersteller der Zuwendung Wieshofers, denn er konnte den Tot seines Freundes Hofers kaum ertragen.

Nun kamen 4 Jahr des Versteckens, und Angst vor einer Verhaftung, auf die Freiheitshelden zu. Viele von Ihnen verdankten Ihr Leben dem St. Johanner Dechant.

Doch die Not war auch ohne  Krieg unvorstellbar groß. In den Jahren 1810 bis 1813 sorgten zahlreiche Naturkatastrophen für Elend in der Bevölkerung. Hagel, Missernten, Trockenheit, es herrschte eine regelrechte Hungersnot beim Landvolk. An eine Reperatur der niedergebrannten Häuser und sonstiger Kriegsschäden war nicht zu denken. Doch Wieshofer öffnete immer wieder seine Scheunentür und Stallungen, um das schlimmste Elend zu lindern.

 Am 10. Juli 1814 zelebrierte Wieshofer einen Dankgottesdienst zur Wiedervereinigung Tirols mit Österreich, und am 3. August 1814 versammelte Wintersteller die gesammten Schützen des Gerichts Kitzbühel bei Spital in der Weithau zur Wiedervereinigungsfeier mit Österreich wobei Wieshofer die Festmesse hielt, und Landeskommandant Roschmann die Festansprache vornahm. Als Zeichen der Freude feuerten die versammelten Schützen Ehrensalut um Ehrensalut.

Stundelang hallten die Schüsse vom Kaisergebirge zurück. Und ein Fest der Freude nahm seinen Lauf.

Wieshofer konnte jedoch die Wiedergewonnene Freiheit nicht lange genießen, am 23. Sept. 1818 verstarb der schwer kranke Mann in St. Johann an einem Schlaganfall. Ihm zuehren wurden im gesammten Gericht stundenlang die Sturmglocken geleutet, und kündeten vom Tot dieses großen Tiroler Helden. Mathias Wieshofer Priester, Freiheitskämpfer und Wohltäter. 

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